Münster-Gievenbeck -
40 Jahre Wartburg-Grundschule: Das war ein Grund zu feiern, Rückblick zu halten und natürlich in die Zukunft zu schauen.
Von Siegmund Natschke
Gisela Gravelaar konnte viele Ehrengäste begrüßen, darunter (v.r.) Sylvia Löhrmann, ehemalige Schulministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW, Berthold Tillmann, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Münster, und Gertraud Greilling, die das Schulkonzept der Wartburgschule einst mit entwickelt hat. Foto: sn
"Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen?", fragten die Kinder Gertraud Greiling , die ehemalige Leiterin der Wartburg-Grundschule. "Sie war einfach nötig", so die Antwort der Pädagogin. Gemeint ist die Idee der Wartburg-Grundschule, die nun schon 40 Jahre alt ist. Das war ein Grund zum Feiern.
Das pädagogische Konzept beinhaltet gebundenen Ganztagsunterricht, selbstbestimmtes Lernen und auch Begriffe wie "Integration" und "Inklusion", die an der Wartburg-Grundschule schon selbstverständlich praktiziert wurden, als es diese Worte noch gar nicht gab.
Viele prominente Gäste waren gekommen. Ein Auszug aus der Gästeliste: Sylvia Löhrmann (ehemalige Schulministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW), Berthold Tillmann (ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Münster), Stadtdirektor Thomas Paal, Ratsfrau Carola Möllemann-Appelhoff oder Schulamtsdirektorin Alice Lennartz.
Mit dabei auch "Gesichter der ersten Stunde", wie Gisela Gravelaar, die aktuelle Schulleiterin, es nannte. So etwa auch Prof. Jörg Ramseger, der die Wartburg-Grundschule in ihren Anfangszeiten wissenschaftlich begleitete. Für alle Beteiligten ein Gewinn. So viel war neu. "Die Aufgaben wurden gemeinsam mit den Schülern entwickelt und nicht einfach zugewiesen." Und das: "Lernen folgte nicht mehr der Uhr, sondern dem Leistungsvermögen und dem Interesse der Kinder." Die Auflösung von Schulstunden brachte Erstaunliches. Plötzlich hätten die Kinder 90 Minuten am Stück lernen wollen, so Ramseger.
Alles andere als etabliert war der Ganztagsunterricht, der von der Wartburgschule pionierhaft eingeführt wurde. Es habe bildungsnahe Familien in Gievenbeck gegeben, aber auch solche, die in der damaligen Barackensiedlung am Toppheideweg gewohnt hätten, so Greiling. Der fehlende Raum zum Lernen und für die Hausaufgaben, den gab es vielleicht nicht bei jedem zu Hause, aber von nun an in der Schule.
1968 wurde der Nachmittagsunterricht eingeführt. Zwei Standorte hatte die Schule zunächst. Als "Gast" war sie sowohl in den Räumlichkeiten der Michaelschule als auch in der Wartburg-Hauptschule untergebracht. Keine einfache Situation. Eine neue Chance gab es durch den Neubau 1995 am Toppheideweg. Dort wurde alles zusammengeführt. Und auch die Inklusion gelebt. Schon früh gab es Kinder mit Behinderungen, die hier selbstverständlich zur Schule gingen. Noch heute bereichere auch die Sonderpädagogik die Wartburg-Grundschule, so Gravelaar.
Das offene Konzept der Schule, das anfangs viel Widerstand erfuhr und bei allen Beteiligten umso mehr uneigennütziges Engagement abverlangte, wird längst als vorbildhaft angesehen. 2013 gab es dafür den deutschen Schulpreis. Die beste Schule im Land, so hieß es, stehe in Gievenbeck.
Am Samstag sangen die Mädchen und Jungen des Schülerparlamentes wie selbstverständlich das "Wartburg-Lied". Lehrende und Weggefährten der Schule blickten zurück und in die Zukunft. Gelobt wurde auch der gelungene Übergang von der Gründergeneration zum jetzigen Kollegium.
Die pädagogische Pionierarbeit hat sich ausgezahlt. "Hier stehen die Kinder im Mittelpunkt", sagte Sylvia Löhrmann, "machen Sie weiter so in den nächsten 40 Jahren."
Quelle: Westfälische Nachrichten 07.04.2019